lasst uns träumen

Wo das Licht gefangen wird
Choreographin Doris Stelzer thematisiert im Wiener Tanzquartier den Schlager

Stelzer verunsichert ihre eigene Klientel, indem sie eben nicht sofort mit dem Offensichtlichen - das wäre die Persiflage - losdonnert, sondern sehr leise einsteigt, die Zeit genüsslich dehnt. (...) Mit diesem Minimalismus, der durch zwei bewegliche, an roten Fäden in den Raum gehängte Metallrahmen (Bühne: Jan Machacek) noch unterstrichen wird, hat Doris Stelzer schon gewonnen. (...)

Mit vielen feinen Andeutungen spielt sich das bestechende Duo Oberleithner/Vidlár durch die Struktur des kitschtriefenden Kommerzspektakels und lässt dabei genug Raum für die Frage, warum eine auf ihren spezifischen Sentimentalitäten einherschlitternde Elite sich gar so hoch über den platten Gefühlsduseleien von vermeintlichen Provinzpomeranzen wähnt.

read more...

Helmut Ploebst, Der Standard, Printausgabe, 7. Februar 2012

 

gender jungle - wo/man

Der veräffentlichte Körper
Doris Stelzers “gender jungle” am Tanzquartier Wien

Stelzers Aufklärungsarbeit ist ein diabolisches Spiel mit allen Kontrolleuren der Aufmerksamkeit, die dem Körper, seiner Repräsentation und deren Kommerzialisierung bigotterweise auch im Kunstbetrieb ihre Dienste anbieten. Ein schlimmer Finger, den die Choreographin da zeigt. Als glatte, elegante Geste, deren Beweggründe im besten Sinn „schmutzig“ sind. Durch den Körper und seine soziale wie biologische Geschlechtlichkeit fließt die Ursuppe der Anarchie, und im Genderdschungel, der sich seiner Abholzung beharrlich entzieht, wuchert die permanente Revolution. Unter diesem Aspekt ist „gender jungle - wo/men“ ein getanzter Alptraum: clean an der Oberfläche, und für alle Wächter verderbt in seiner Stuktur.

read more...

Helmut Ploebst, corpus, online, www.corpusweb.net, 16.Jänner 2009

 

Tanzquartier & brut
Variationen über den Körper

Aus Judith Butlers "Gender Trouble" wird bei Stelzer ein Geschlechterdschungel. Unübersichtlichkeit, der mit Ironie begegnet wird. Zwei Tänzer und Lieve De Pourcq, eine athletische Charakterschönheit, flirten mit Stereotypen der Attraktivität. Sie üben sich in Crossdressing, lassen Muskeln vibrieren, bringen ihre luxuriös hingestellten Leiber in laszive Posen. Stelzer macht sich darüber lustig, wie der Konsumenten-Blick auf Klischees von Schönheit und Geschlechterzuordnung hingetrimmt ist und nimmt gekonnt die Ambivalenz des kommerziell designten Androgynen auf die Schaufel.

read more...

Helmut Ploebst, Der Standard, Printausgabe, 18.Jänner, 2010

 

Weiblich oder männlich?
Doris Stelzer untersucht Bewegungsmuster

Es wird nicht doziert und auch keine weltbewegenden Erkenntniss vermittelt und doch können wir wieder einmal feststellen, dass es nicht der Körper ist, nicht die Natur, die Hüftschwung und High Heels bedingen, sondern gesellschaftliche Normen und tradierte Formen.

Die Choreografie ist mit deutlichem Augenzwinkern inszeniert und entspricht dem Horazschem Diktum vom „Nützen und erfreuen“ in jeder Phase der knappen Stunde. Einen wesentlichen Anteil am Vergnügen hat aber nicht nur das Verschieben der Geschlechterklischees von Frau zu Mann und wieder retour, sondern vor allem das ausführende Trio. Lieve De Pourcq, Gabriel Schenker und Ondrej Vidlar arbeiten mit Muskeln und Knochen als wären sie verformbares Material und zeigen, trotz hoher körperlicher Anforderung, auch noch Spaß an der Performance.

read more...

Ditta Rudle, www.tanz.at, online, 24.Jänner 2010

 

views in process

Doris Stelzer
Hamburg

Die letzte brillant ausgeführte ironische Lektion bei den Abschlussarbeiten der Residenzkünstlerinnen am Hamburger K3-Zentrum für Choreographie belegte erneut den starken Einfluss der Performing Arts auf die drei Jahrgangs- Künstlerinnen, ihre Neigung zu transdiziplinärem Arbeiten und zur performativen Reflexion von Wahrnehmungen zwischen Akteur-Sender und Empfänger-Voyeur.

Klaus Witzeling, ballettanz, März 2009

 

Normal? Ideal? Doris Stelzer bricht mit gängigen Körperbildern

Ein Abend an dem wenig getanzt und dennoch viel bewegt wurde. „view in process“ verändert die Sehgewohnheiten in doppelter Hinsicht: Die Choreographie eröffnet einen sensibleren Blick auf die Details unserer Körper und eine neue Sicht auf die von uns verinnerlichten Körperbilder der Gesellschaft. Wenn man denn die Augen dafür öffnen will.

read more...
 
Lena Zieker, www.tanznetz.de, online, 4.Dezember 2008

 

Muskel machen Männer

Doris Stelzer untersucht die Repräsentation männlicher Körper. Wie wird der Mann von der Werbung, der bildenden Kunst, dem Kino inszeniert? Wie inszeniert er sich selbst? In „views in process“ geben die Tänzer Josep Caballero Garcia und Ondrej Vidlár mögliche Antworten und schärfen den Blicke auf den männlichen Körper, der, so wie Stelzer inszeniert hat, bekannte Bilder zeigt und zugleich neue Blickwinkel eröffnet. (...)

Mit unendlicher Geduld und Langsamkeit bewegen die Tänzer, meist am Boden festgewurzelt stehend, ihre Muskeln, Sehnen und Fasern und zeigen mit winzigsten Bewegungen, wie sich das Bild wandelt. Der verdeckten Witz in dieser Langsamkeit macht es mir leicht, mich auf die sich in winzigen Details verändernden Körperbilder einzulassen und der männlichen Muskel-Performance mit großem Vergnügen zu folgen. Wobei ich anmerken muss, dass eine dramaturgische Straffung dieses feinen, minimalistischen, gedoppelten Körperpanoramas dieses noch um einige Prozent erhöht hätte.

read more...

Ditta Rudle, www.tanz.at, online 27.Mai 2010

 

 

K3 Residenz Tanzplan Hamburg

Aus rund 100 internationalen Bewerbungen wurden Lucia Glass (Berlin), Sylvi Kretzschmar (Köln) und Doris Stelzer (Wien) ausgewählt. Im April starten die drei Choreographinnen ihre neunmonatige Residenz im Rahmen von K3 | Tanzplan Hamburg. Wie im vergangenen Jahr werden sie im November und Dezember ihre in Hamburg entstehenden Projekte präsentieren. Die das K3-Team in der Auswahl beratende Fachjury 2008 besteht aus Edith Boxberger (Journalistin), deufert + plischke (Künstlerzwilling) und Sally de Kunst (Künstlerische Leitung, Festival „Belluard Bollwerk International“, Fribourg/Schweiz).
 
read more...
 
www.theaterkanal.de, 21.Februar 2008

 

shifted views

Des Werbekörpers Rippenmaul
Stelzer, Dimchev und Stuart bei ImpulsTanz

Das Solo bildet nicht nur den Höhepunkt in der konsequenten bisherigen Entwicklung Stelzers, sondern setzt auch einen Glanzpunkt in das an starken Stücken nicht gerade arme Festival. Sowohl im thematischen Zugang als auch in Choreographie, Dramaturgie und der Umsetzung durch die fantastische Tänzerin Lieve De Pourcq ist shifted view geradezu perfekt.

Stelzer hat sich entschieden, dem Stereotyp des Werbesujets "Traumkörper" kein Anti-Klischee entgegenzusetzen. Vielmehr überblendet sie das Frauenbild aus der Reklame mit De Pourcqs athletischem Körper, der Manöver vollbringt, wie sie das klassische Werbemodel unmöglich zustande bringen kann.

read more...

Helmut Ploebst, Der Standard, Printausgabe, 30. Juli 2007

 

IMPULSTANZ GLOSSAR Vol. 2: M-Z
STELZER, Doris: "shifted views"

Die österreichische Choreografin Doris Stelzer entwendet in diesem Sinn für ihr neues Stück „shifted views" zusammen mit der Tänzerin Lieve De Pourcq der Werbung die Schablone eines „Traumkörpers". Damit trifft sie eine grundsätzliche Entscheidung zwischen den Möglichkeiten des Entgegensetzens und der Entführung. Das Angebot einer Opposition gegenüber einer Normierung führt, wie gegenwärtig in den performativen Künsten klar wird, in den Zeichenstrukturen zu einer Re-Stereotypisierung, was eine Fortschreibung der Stigmatisierung des als „alteritär" vorgestellten Anschauungsobjekts führt. Denn auch der in Bezug auf bühnenästhetische Normen als das „Andere" vorgeführte Körper bringt seine Norm mit.

read more...
 
Helmut Ploebst, corpus, online, www.corpusweb.net, Juli 2007

 

Weibliche Körperbilder und Klischees
Doris Stelzer, Katharina Weinhuber und andere Jungchoreo-graf(inn)en bei 8:tension

Doris Stelzer gelang es schon mit Stücken wie inner space/outer space, zwischenräume oder microscopic view, ihr Publikum zu fesseln. Die feinen Bewegungsabläufe der ursprünglichen Biotechnologin zeugen von einer mikroskopischen Beobachtungsgabe und einem sensiblen Körpergespür. Motiviert durch ihr tiefes Interesse am menschlichen Körper versucht Doris Stelzer Unerforschtes an die Oberfläche zu bringen. Dabei stehen ihr weder abstrakte Konzepte noch ein sentimentale Verhältnis zum Körper und Tanz im Weg. In ihren Choreografien gibt es keine Belanglosigkeiten, keine Bewgung ist überflüssig. Dadurch entstehen eindringliche Bewegungssequenzen.

Ulrike Moschen, SIMs Kultur, Juli 2007

 

Starke Frauen beim ImPuls Tanz-Festival
Saskia Hölbling und Doris Stelzer

Stelzer will durch Reduktion eine andere Tiefe erreichen und die Wahrnehmung verändern: "Für das aktuelle Stück habe ich Posen und Ausdruck des Frauen-Bildes in der Werbung analysiert." Die idealisierten Darstellungen prägen das allgemeine Körperverständnis. Stelzer versucht sie mit exakten Studien, die die Wahrnehmung verschieben, zu unterwandern. In "shifted views" läuft der Tänzerin Lieve de Pourcq das Gesicht aus der Form. Augen, Mund und Nase verselbstständigen sich.

read more...

Andrea Amort, Kurier und tanznetz.de, 27 Juli 2007

 

microscopic view

 

 

Erstklassige Statements auf internationalem Niveau

Eine Überraschung ist der jungen, bisher eher unauffälligen Choreographin Doris Stelzer, ihrer Tänzerin Lieve De Pourcq und der Fotografin Bettina Frenzel mit ihrer kurzen Arbeit microscopic view im Künstlerhaustheater gelungen: ein sensibler Balanceakt mit heiklen Körperdiskursen zwischen Perfektionswahn, Fragmentierung und Behinderung, zugleich aber auch ein so gemessener wie dichter Dialog zwischen projizierter Fotografie und getanzter Projektion, ohne Sentimentalität oder Arroganz inszeniert sowie obendrein stark dargestellt.

read more...
 
Helmut Ploebst, Der Standard 29.Dezember 2005

 

inner space / outer space

Ein kleiner choreographischer Leckerbissen

Ein kleiner choreographischer Leckerbissen war Doris Stelzers inner space/outer space. Stephanie Cumming und Andrea Seewald setzten in weißen, schlichten Kostümen auf weißem Tanzteppich deren elaborierte Bewegungsstudie um. Die reduzierten Bewegungen sind leicht versetzt, manchmal synchron. Fluss und Stopps in Oberkörper und Extremitäten wechseln sich auf ungewöhnliche Weise ab. Die beiden unterschiedlichen Körper erzählen mit kleinen Bewegungssequenzen dieselbe Geschichte auf ihre individuelle Weise.

Doris Stelzer hatte den Mut zu etwas, das man in Wien zurzeit nicht oft zu sehen bekommt: Eine reduzierte, präzise Choreographie ohne abstrakten Überbau und jegliche Hilfsmittel klanglicher oder medialer Art. Das Ergebnis lässt sich sehen und auf Fortsetzung hoffen.

read more...

Ulrike Moschen, www.tanz.at, online 23.März 2004

 

zwischenräume

Ein stilles, ernsthaftes Stück, wunderbar umgesetzt von Yendi Nammour und Christina Regorosa.

www.tanz.at, online, Oktober 2002

 

Von den davor gezeigten Stücken blieben das stark formalistische, aber gut gemachte Duo „zwischenräume“ von Doris Stelzer in Erinnerung.
Andrea Amort, Kurier, Oktober 2002

 

körperseiten / lebensseiten

Sonst waren es diesmal die Choreografinnen, die für interessante Beiträge sorgten, besonders (...) und Doris Stelzer im Solo „körperseiten – lebensseiten“. (...)

Silvia Kargl, Salzburger Nachrichten, März 2002